Dating-App Grindr wegen Weitergabe von sensiblen Daten in der Kritik

15. Mai 2018
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Dating-App mit zwei verbundenen Herzen

Häufig übermitteln Smartphone Apps im Hintergrund mehr Daten an den Anbieter oder auch an eingebundene Marketing-Unternehmen als dem Nutzer zumeist bekannt ist. Besonders aktuell ist der Datenskandal um die vor allem an homo- und bisexuelle Männer gerichtete Dating-App Grindr. Die App hatte sensible Daten wie beispielsweise über die HIV-Infektion ihrer User an externe Firmen weitergegeben.

Grindr wurde 2009 gegründet und hat sich seitdem zu einer der führenden Dating-Plattformen für Homosexuelle mit nach eigenen Angaben mehr als drei Millionen täglich aktiven Nutzern entwickelt. Die App bietet seinen Usern die Möglichkeit, neben allgemeinen Profilangaben auch Informationen bezüglich ihres HIV-Status oder das Datum des letzten Aidstests zu nennen. Nach Angaben von Grindr erfolgen die Angaben zu HIV-Infektionen auf freiwilliger Basis und sollen die Szene sicherer machen. Die App bietet dem Nutzer diesbezüglich an, eine Erinnerung an den regelmäßigen HIV-Test und eine in der Nähe befindliche Teststelle anzuzeigen, um HIV-Erkrankungen vorzubeugen und um auf das Thema aufmerksam zu machen.

Kürzlich stellte die unabhängige norwegische Forschungsorganisation SINTEF bei Untersuchungen fest, dass die Anwendung sensible Informationen der Mitglieder an zwei externe Unternehmen weitergegeben hat. Dabei handelt es sich um die IT-Dienstleister Apptimize und Localytics, die sich auf die Optimierung von Apps spezialisiert haben. Ob und inwieweit die übermittelten Daten seitens dieser Unternehmen analysiert oder für weitere Zwecke verarbeitet wurden, ist nicht ersichtlich.

Konkret handelt es sich bei den weitergeleiteten Daten neben allgemeinen Profilangaben wie beispielsweise dem Alter oder Gewicht des Nutzers auch um sensible Daten wie Angaben zum HIV-Status, dem Datum des letzten Aidstests sowie die über GPS übermittelten Standortdaten der User. Diese Informationen wurden an IT-Dienstleister geschickt, um die Performance der App zu verbessern. Problematisch daran ist, dass die Informationen von dort zu Arbeitgebern, Eltern oder im schlimmsten Fall zu Behörden in Ländern gelangen könnten, in denen Homosexualität unter Strafe steht.

Gesundheitsdaten wie die Information über eine Ansteckung mit HIV gelten als besondere personenbezogene Daten im Sinne von Art. 9 DSGVO, die nur mit ausdrücklicher Einwilligung des Betroffenen verarbeitet und übermittelt werden dürfen. Dazu müsste der Betroffene vom Verantwortlichen nach Art. 12 DSGVO umfassend informiert worden sein, beispielsweise in den Datenschutzbestimmungen der App. An einer solchen Aufklärung über die Weitergabe der Nutzerdaten bestehen im Fall von Grindr ernsthafte Zweifel.

Grindr bestätigte die Weitergabe von Daten in Bezug auf den HIV-Status seiner User. Nach Angaben der Betreiber seien jedoch niemals persönlich identifizierbare Nutzerdaten verkauft worden. Die Partner seien vertraglich verpflichtet worden, die Daten vertraulich zu behandeln und zu schützen. Zudem merkten die Betreiber der App an, dass jeder Nutzer des öffentlichen Forums darauf hingewiesen werde, dass seine freiwillig eingestellten Profildaten öffentlich abrufbar seinen und die Mitglieder selbst entscheiden könnten, ob sie das HIV-Statusfeld ausfüllen oder nicht. Dennoch reagierte Grindr auf die Kritik und will diese Funktion mit dem nächsten Update der App wieder deaktivieren sowie die Übermittlung stoppen.

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