DENIC führt „Redemption Grace Period“ für deutsche Top-Level-Domain .de ein

05. Dezember 2014
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Erteilten Domaininhaber der DENIC nach bisherigem Verfahren einen Löschauftrag für eine .de-Domain, wurde diese daraufhin unwiederbringlich gelöscht. Einigen Domaininhabern ist dabei das Missgeschick unterlaufen, dass sie ungewollt eine Internet-Domain durch versehentliche Löschung verloren haben, z.B. weil diese von einem Domain-Grabber unmittelbar nach der Löschung neu registriert wurde.

Mit Wirkung zum 03. Dezember 2013 hat die DENIC als zentrale Registrierungsstelle von .de-Domains ein neues Verfahren eingeführt, welches Domaininhaber in diesem Fall vor ungewolltem Verlust schützen soll. Die jeweilige .de-Domain wird dann erst nach einer Karenzfrist gelöscht, so wie dies bei Registrierungsstellen anderer Top-Level-Domains (z.B.: .com, .net oder .info) bereits der Fall ist.

Die DENIC eG ist die zentrale Registrierungsstelle und technische Betreibergesellschaft für alle Internet-Domains unter der Top-Level-Domain .de.  Anfang Dezember 2013 hat die DENIC für diese Länder-Endung ein Karenzverfahren eingeführt, welches Inhaber von Domains davor schützen soll, dass sie eine .de-Domain ungewollt durch versehentliche Löschung verlieren. Zeitgleich hat die DENIC ihre Registrierungsrichtlinien für .de-Domains geändert.

Neues Verfahren bei Löschung einer Domain: Einführung einer sog. „Redemption Grace Period“

Durch Einführung dieser Karenzzeit werden .de-Domains künftig nicht mehr unmittelbar unwiederbringlich gelöscht, wenn die Registrierung einer Domain beendet wird (vgl. Abschnitt III. Abs. 2 der DENIC-Domainrichtlinien), d.h. ein Löschauftrag erteilt wird. Vielmehr folgt dem Auftrag zur Löschung einer Domain seit Anfang Dezember zunächst ein Zeitraum von 30 Tagen, die sog. „Redemption Grace Period“ (kurz: „RGP“), innerhalb welcher allein der vormalige Domain-Inhaber die Löschung rückgängig machen bzw. gelöschte Domain erneut registrieren kann.

Für den Verbleib der Domain in diesem Übergangszeitraum entstehen dem Domaininhaber zwar keine Kosten. Allerdings ist der Zeitraum von 30 Tagen im Vergleich zu anderen Top-Level-Domains doch recht kurz angesetzt: so besteht beispielsweise bei .nz-Domains die Möglichkeit, die Löschung binnen von 90 Tagen wieder rückgängig zu machen.

Innerhalb der Karenzfrist kann Domain wiederhergestellt werden

Der bisherige Domaininhaber erlangt mit Beginn dieser „Redemption Grace Period“ die Möglichkeit, die Löschung der Domain rückgängig zu machen. Dies erfolgt dadurch, dass der vormalige Domaininhaber bei seinem bisherigen Registrar oder einem anderen Provider einen sog. RESTORE durchführen lässt, mit welchem er die Domain wiederherstellen lassen kann. Folge davon ist, dass die Domain wieder auf den vormaligen Domaininhaber registriert wird und er die Domain weiter behält, ganz so, als ob er niemals eine Löschung durchgeführt hätte.

RESTORE ist mit Kosten für den Registrar verbunden

Wie die DENIC in ihrer Pressemitteilung jedoch mitteilt, entstehen für den Provider durch diesen Restore nicht näher bezifferte Kosten. Es ist wohl zu erwarten, dass Internet-Provider diese Kosten an den jeweiligen Domaininhaber weitergeben, da dieser die Löschung ja erst veranlasst hat. In welcher Höhe Registrare dann Kosten verlangen werden, bleibt jedoch abzuwarten. Bei Registrierungsstellen für Adressen unter anderen Top-Level-Domains sind dabei Beträge bis zu 100.- US-Dollar keine Seltenheit.

Nach Ablauf der „Redemption Grace Period“ ist Neuregistrierung durch jedermann möglich

Andere Personen, die ebenfalls Interesse an der Domain haben, haben also keine Möglichkeit, die Domain während der Karenzzeit zu registrieren. Erst nach Ablauf der 30-tägigen Karenzzeit wird die Domain „frei“ und kann von jedermann neuregistriert werden, wenn der vormalige Domaininhaber innerhalb dieser Zeit keine Wiederherstellung der Domain bei seinem Provider eingeleitet hat.

RGP-Zeitraum ist im WHOIS-Eintrag einer Domain einsehbar

Ob sich eine bestimmte Domain unter der Top-Level-Domain .de in dieser „Redemption Grace Period“ befindet, ist auch für Dritte öffentlich einsehbar: bei der DENIC findet sich für den Karenz-Zeitraum folgende Statusmeldung bei der Domainabfrage (WHOIS-Verzeichnis) der jeweiligen Domain:

„Die Domain „beispieldomain.de“ wurde am TT.MM.JJ gelöscht und befindet sich für 30 Tage in der Karenzzeit (Redemption Grace Period). Innerhalb dieser Zeitspanne kann die betreffende Domain nur im Auftrag des letzten Domaininhabers erneut registriert werden.“

Andere Personen können sich also ausrechnen, wie lange die Karenzzeit andauert und dann entsprechend eine Neuregistrierung durchführen, sobald 30 Tage nach der Löschung vergangen sind.

Karenzzeit gilt nicht in jedem Fall

Die „Redemption Grace Period“ folgt der Löschung einer Internet-Domain jedoch nur dann, wenn der vormalige Domaininhaber nicht zuvor ausdrücklich und schriftlich gegenüber der DENIC erklärt hat, dass er auf diese Karenzzeit verzichtet (vgl. Abschnitt III. Abs. 5 der DENIC-Domainrichtlinien). Aber auch dann, wenn eine Domain mit einem DISPUTE Eintrag versehen ist, wird der Inhaber des DISPUTE-Eintrags unmittelbar mit Löschung der Domain Inhaber der selbigen und muss nicht erst die Karenzzeit abwarten.

Fazit

Die DENIC sorgt mit der Einführung der „Redemption Grace Period“ für mehr Sicherheit bei Domaininhabern im Umgang mit ihren Domains. Ein ungewolltes Löschen der Domain hat damit künftig nicht mehr zur Folge, dass der Domaininhaber seine Domain automatisch verliert. Dies gilt jedenfalls dann, wenn dem Domaininhaber der Verlust innerhalb von 30 Tagen nach Löschung auch auffällt und er bereit ist, die etwaig entstehenden Kosten für den RESTORE bei seinem Provider zu tragen.

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