DSGVO: Über 1.000 US-Nachrichtenseiten sperren europäische Nutzer aus
Seit dem 25. Mai 2018 muss die Verarbeitung personenbezogener Daten in der Europäischen Union den Regelungen der Datenschutz-Grundverordnung (DSGVO) entsprechen. Die Neuregelungen gelten auch für ausländische Unternehmen, die in der Europäischen Union agieren. Deshalb haben viele internationale Unternehmen das Inkrafttreten der DSGVO zum Anlass genommen, ihre Datenschutzrichtlinien den europäischen Maßstäben anzupassen. Viele US-Medien haben sich allerdings stattdessen dazu entschieden, EU-Bürger ihre Angebote einfach nicht mehr nutzen zu lassen.
Deshalb ist nun der Zugriff auf über 1.000 US-Nachrichtenseiten für Besucher mit einer europäischen IP-Adresse blockiert. Nach Angaben des Nieman Lab fällt darunter jedes dritte Internetportal der 100 größten US-Zeitungen. Eine Liste der aus Europa nicht erreichbaren Angebote zählt fast 1.100 Einträge. Joseph O’Connor, der die Liste der betroffenen US-Medien führt, hat auch untersucht, welche Seiten mittlerweile wieder erreichbar gemacht wurden. Dies war nur bei sechs Onlineangeboten der Fall, sieben unter Berücksichtigung von Instapaper.
Vor dem Wirksamwerden der DSGVO am 25. Mai hatte es eine zweijährige Frist gegeben, die zur Anpassung der Datenschutzrichtlinien hätte genutzt werden können. Trotzdem wurden die Blockaden für Leser aus der Europäischen Union sowie für Island, Liechtenstein und Norwegen als übrige Mitgliedsstaaten des Europäischen Wirtschaftsraums eingerichtet. Infolgedessen sind beispielsweise die New York Daily News, die Chicago Tribune, die Baltimore Sun und die Dallas Morning News aus Europa nicht mehr zugänglich.
Das amerikanische Verlagshaus Lee Enterprises will seine vielen Lokalzeitungen auch in Zukunft nicht für europäische Nutzer abrufbar machen. Nach Angaben des US-Verlags besuchen ihr Onlineangebot nicht genügend Leser aus Europa, um eine Aufhebung der Sperre zu rechtfertigen. Von der Blockade betroffen sind jedoch nicht nur Europäer, sondern auch US-Bürger, die vorübergehend in Europa leben oder nach Europa ausgewandert sind.
Nach Einschätzung von Alan Mutter von der University of California ist dieser Schritt aus finanzieller Sicht gerechtfertigt. Allerdings sei auch der Dienst am Nutzer zu beachten. Sarah Toporoff, eine Mitarbeiterin des Global Editors Network, kritisiert die Annahme, dass US-Nachrichten außerhalb der USA keine Relevanz hätten. Sie sieht die Arbeit der US-Nachrichtenredaktionen als Messlatte für digitale Innovationen. Deshalb sei es wichtig, dass ihre Inhalte auch aus Europa zugänglich sind.