Amazon-Mitarbeiter werten Alexa-Aufnahmen händisch aus – Geheimdienste wollen mithören

30. April 2019
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Alexa

Der Internetriese Amazon lässt Aufnahmen des Sprachassistenten „Alexa“ von Angestellten analysieren, um nach eigener Aussage die Qualität des häuslichen Helfers zu verbessern. Jeden Tag werden dabei tausende Gespräche mitgehört, wird es zu privat, sind die Mitarbeiter dazu angehalten, das Mithören zu beenden. Die meisten Kunden wissen nichts von dieser Praxis. Interessant sind die Aufnahmen wohl auch für Geheimdienste: Medienberichten zufolge soll schon ein Gesetzesentwurf vorliegen, um diesen den Zugriff zu gestatten.

Sorge um Datenschutz

In Boston, Costa Rica, Indien und Rumänien werden jeden Tag tausende aufgezeichneter Gespräche von Amazon-Mitarbeitern angehört, transkribiert und mit Anmerkungen versehen. Dies dient nach Aussagen des Milliarden-Unternehmens aus Seattle dem Training und der Verbesserungen des Sprachassistenten. Zwangsläufig führt dieses Vorgehen dazu, dass auch private oder sogar intime Gespräche Gegenstand der „Verbesserungsmaßnahmen“ werden. In einem solchen Fall sind die Mitarbeiter offiziell angewiesen, diese Aufnahme nicht weiter zu bearbeiten und aufzuhören. Bislang wussten die Alexa-Besitzer davon jedoch nichts und die AGB von Amazon sind vage formuliert. Dort heißt es lediglich man verwende die Befehle, um die „Systeme zur Spracherkennung und zum Verstehen natürlicher Sprachen zu trainieren“. Es erfolgt kein Hinweis, dass dies nicht vollautomatisiert erfolgt, noch dass Gespräche zur Niederschrift gebracht werden. Unter Datenschützern regt sich als logische Konsequenz Kritik.

Amazon lässt Transparenz vermissen

Von Seiten Amazons heißt es jedoch, die Privatsphäre der Nutzer sei für das Unternehmen wichtig. In einer offiziellen Stellungnahme verweist man darauf, dass „Beschäftigte […] keinen direkten Zugang zu Informationen, durch die eine Person oder ein Account bei diesem Verfahren identifiziert werden können“, habe. Zudem gelte eine Null-Toleranz-Politik bezüglich der Anweisung bei privaten Inhalten abzuschalten. Dies wirft jedoch eine Reihe von Fragen auf: Wo beginnt „privat“? Wie kontrolliert Amazon die legitimierten Lauscher? Und würde ein Verstoß überhaupt bekannt? In jedem Fall muss sich der Konzern den Vorwurf gefallen lassen, in der Sache ein Mindestmaß an Transparenz nicht eingehalten zu haben.

Nutzer müssen in Einstellungen widersprechen

Um von vornherein zu verhindern, dass Dritte mithören, können Alexa-Nutzer Amazon die Einwilligung entziehen. Im Menü unter Einstellungen/Alexa-Konto/Alexa Datenschutz findet sich der Unterpunkt „Legen Sie fest, wie Ihre Daten Alexa verbessern sollen“. Hier können verschiedene Optionen deaktiviert werden.

Auch die Geheimdienste wollen zuhören – oder tun es bereits?

Medienberichten zufolge versuchen auch die deutschen Geheimdienste BND und Verfassungsschutz auf legalem Wege an die Aufnahmen zu gelangen. Im Bundesinnenministerium gebe es einen Entwurf, der den beiden Zugriff ermöglichen soll. Die Hersteller der Sprachassistenten sollen per Gesetz dazu gezwungen werden, Daten herauszugeben und Zugang zu den Geräten zu gewähren. Bisher war dazu ein „Umweg“ über die USA nötig; dort besteht diese Pflicht zur Zusammenarbeit mit den Geheimdiensten.

Der Geheimdienst in unseren Wohnzimmern – für viele eine gruselige Vorstellung. Oder doch schon Realität? Auf eine Anfrage der Bundestagsabgeordneten Martina Renner, inwieweit solche Praktiken bereits angewandt würden, verweigerte die Bundesregierung einem Bericht zufolge die Antwort. Zur Begründung wurde angeführt, dass die Informationen geheim seien und deren Veröffentlichung potenziell das Staatswohl gefährde.

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