Corona-App: Merkel spricht sich gegen zentralen Ansatz aus
Die Corona-App funktioniert komplett anonym und ist darauf angewiesen, dass Nutzer mit positivem Testergebnis dies in der App angeben. Dem kommen ungefähr 13 – 14 % der Neuinfizierten nach. Doch das reicht vielen nicht, immer mehr Stimmen fordern die Abkehr vom dezentralen Ansatz und die Reduzierung des Datenschutzes. Sie machen vor allem den Datenschutz der App für den schlechten Umgang mit der Pandemie verantwortlich und fordern eine zentrale Datensammlung. Dann könnten die Gesundheitsämter auf Daten wie Namen, Aufenthaltsorte und Zeitpunkte zugreifen und Personen mit Infektionsrisiko kontaktieren. Im Moment passiert das durch einen Hinweis der App – natürlich anonym. Außerdem wollen Kritiker, dass Testergebnisse verpflichtend in die App eingetragen werden müssen.
Das Problem an diesen Forderungen ist vor allem die Umsetzung: Der Übergang zu einem zentralen Ansatz ist allein aus technischen Gründen gar nicht möglich. Die App kann Personen und deren Standortdaten nicht erfassen. Im Falle eines zentralen Ansatzes könnte nicht mehr auf das Exposure Notification Framework (ENF) von Google und Apple zurückgegriffen werden, unter anderem bei iPhones wäre ein effektives Tracking dann gar nicht mehr möglich. Weiter ist unklar, wie eine Pflicht zur Eintragung von Testergebnissen in die App umgesetzt werden soll. Hinzu kommen natürlich große Bedenken hinsichtlich des Datenschutzes. Außerdem zeigen die Versuche anderer Länder, dass eine solche App von der Bevölkerung nicht besonders gut angenommen wird: Frankreich und Australien sind mit einer App in dieser Form gescheitert und auch im Vergleich mit anderen EU-Ländern schneidet Deutschland bzgl. der Nutzerzahlen überdurchschnittlich gut ab.
Auch Bundeskanzlerin Angela Merkel hat sich kürzlich zu den Forderungen nach einer Weiterentwicklung der App geäußert. Sie glaube nicht, dass die Gesundheitsämter entlastet würden, wenn sie von der App Kontaktdaten zur Verfügung gestellt bekämen und diese Personen dann kontaktieren müssten. Sie betonte außerdem, dass der Datenschutz sehr wichtig für die Akzeptanz sei: Es bringe nichts, wenn der Datenschutz verringert wird und mehr Daten zur Verfügung stehen, aber viel weniger Menschen die App nutzen.
Mangels technischer Möglichkeiten und aufgrund datenschutzrechtlicher Bedenken wird es also nicht so schnell zu einer App mit zentralem Ansatz und groß angelegter Datensammlung kommen.