Max Schrems vs. Cookie-Banner: Neue Software soll die Verwaltung von Cookies erleichtern

17. Juni 2021
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Seit dem Inkrafttreten der DSGVO sind umfangreiche Cookie-Hinweise im Internet allgegenwärtig. Die Datenschutzorganisation Noyb um Datenschutzaktivist Max Schrems hat nun ein Zustimmungskonzept entwickelt, das diese nervigen Cookie-Banner in Zukunft überflüssig machen soll: Internetnutzer sollen über ein Browser-Plugin ihre spezifischen Wünsche hinsichtlich der Verarbeitung von Cookies hinterlegen können. Die Advanced Data Protection Control (ADPC) genannte Software soll den Usern die Verwaltung von Cookies erleichtern.

Seit in der Europäischen Union die Datenschutzgrundverordnung (DSGVO) gilt finden sich auf vielen Webseiten Cookie-Banner, die die Besucher der Seite darüber informieren, dass sogenannte Cookie-Dateien auf ihren Geräten gespeichert werden und Daten über sie gesammelt werden. Erst nach einem zustimmenden oder ablehnenden Klick können Nutzer den Inhalt der Seite sehen. Wer der Datenverarbeitung zugestimmt hat, darf von der Technik hinter der Seite hinsichtlich seines Nutzungsverhaltens analysiert werden.

Bei Cookies handelt es sich um kleine Datensätze in Form von Textinformationen, die Webseiten hinterlegen, um die Nutzer der Seite identifizierbar zu machen. Mit ihrer Hilfe können individuelle Profile erstellt werden, die weitreichende Rückschlüsse über das Surfverhalten, die Vorlieben und Lebensgewohnheiten der User zulassen. Dieses Wissen wird dann beispielsweise für personalisierte Werbung herangezogen.

Viele Cookie-Banner verstoßen gegen EU-Recht

Zwar sieht die DSGVO grundsätzlich vor, dass den Nutzern ein Selbstbestimmungsrecht über die Verwendung ihrer Daten eingeräumt werden soll. In der Praxis führt das aber gerade in Bezug auf die Verwendung von Cookies oftmals zu Problemen: Anstatt den Usern einfache „Ja oder Nein“-Optionen hinsichtlich der Verwendung von Cookies anzubieten, werden sie oft durch die komplexe Ausgestaltung von Cookie-Bannern zur Zustimmung verleitet. Meist ist beispielsweise der Knopf für die bedingungslose Zustimmung zur Cookie-Analyse markant und farbig gestaltet, der Button zur Ablehnung dagegen eher unscheinbar.

Viele dieser Ausgestaltungen verstoßen nach Ansicht von Noyb gegen geltendes EU-Recht. Im Europarecht finden sich in der DSGVO sowie in der ePrivacy-Richtlinie Regelungen zu Cookies. Die ePrivacy-Richtlinie schreibt insbesondere ein Einwilligungserfordernis bei der Verarbeitung von Cookies vor. In den Cookie-Bannern muss den Nutzern explizit die Möglichkeit eingeräumt werden, die Verarbeitung von Cookies abzulehnen. Anhand von komplex ausgestaltete Cookie-Bannern versuchen Anbieter jedoch oftmals, den Nutzern gegen ihren Willen eine Zustimmung abzuringen.

Neues Tool soll das Cookie-Management erleichtern

Gegen diese nervigen Cookie-Banner möchte der österreichische Datenschutzaktivist Max Schrems vorgehen: Seine Datenschutzorganisation Noyb hat zusammen mit dem Sustainable Computing Lab der Wirtschaftsuniversität Wien eine neue Technologie entwickelt, die die Verwaltung von Cookies erleichtern soll. Das Advanced Data Protection Control (ADPC) genannte Konzept stellt eine neue Browserschnittstelle dar, über die Webseiten maschinenlesbar ihre Datenschutz-Anfragen senden. Die Nutzer sollen anschließend in einem einheitlichen und leicht verständlichen Pop-Up ihre Daten freigeben können. Das Konzept soll der Anfrage für eine Kamerafreigabe ähneln, welche User auch einheitlich und direkt über den Browser beantworten können.

ADCP agiert dabei als zentrale Anlaufstelle für Cookie-Anfragen. Die Software soll den Anwendern ermöglichen, spezifische Einwilligungen für bestimmte Webseiten und bestimmte Zwecke vorzunehmen. User sollen via Browser-Plugin ihre spezifischen Wünsche hinterlegen und so etwa Tracking-Cookies grundsätzlich verbieten können. Gleichzeitig können sie bestimmte Anbieter von Inhalten auch generell bevorzugen und so etwa Seiten mit Qualitätsjournalismus auf eine Whitelist setzen. Das Tool ist für Nutzer vor allem deswegen praktisch, weil sie ihre Präferenzen an einem Ort hinterlegen können und ihre Einwilligung nicht jedes Mal erneut erteilen oder verweigern müssen. Andererseits können die User auch bewusst und einfach ihre Zustimmung für bestimmte Webseiten erteilen.

Beschwerden gegen rechtswidrige Cookie-Banner

Das neu vorgeschlagene System zur Erleichterung des Cookie-Managements ist Teil einer größer angelegten Kampagne von Noyb gegen Cookie-Banner, die in ihrer jetzigen Form nach Einschätzung des Vereins rechtswidrig eine Zustimmung zum Tracking einfordern. Erst kürzlich ging die Datenschutzorganisation mit 560 Beschwerdeschreiben an Unternehmen in Europa und den USA gegen unzulässig ausgestaltete Cookie-Banner vor. Zusätzlich dazu soll die Software ADPC dazu führen, dass in Zukunft möglicherweise ganz auf einzelne Cookie-Banner auf Webseiten verzichtet werden kann.

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