Geheime Datenverarbeitung bei Uber: Fahrer fordern Transparenz

06. August 2020
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Ein Uberfahrer fährt eine Frau mit Smartphone

Ein entscheidendes Verfahren für die Beschäftigten der Gig Economy leiteten nun Uber-Fahrer aus London, Birmingham, Nottingham und Glasgow in die Wege. Hierbei gehen sie rechtlich gegen die Transportvermittlungsplattform Uber vor und wenden sich mit ihrer Klage an das Bezirksgericht in Amsterdam. Dabei fordern sie mehr Transparenz im Hinblick auf die Datenverarbeitung durch Uber und streben den Zugriff auf ihre Daten an, um so einer befürchteten Ausbeutung durch Uber vorbeugen zu können.

Uber als Teil der Gig Economy

Bei der sogenannten Gig Economy werden selbstständige Dienstleister über eine Plattform an Kunden vermittelt. Dadurch erlangt die Plattform einen weitreichenden Zugriff auf die Daten der Beteiligten. So verhält es sich auch bei der App des US-amerikanischen Konzerns Uber. Diese ermöglicht ihren Nutzern einfach und schnell Transportdienstleistungen wie Taxis oder private Fahrer, die überwiegend selbständig sind und ihre eigenen Fahrzeuge nutzen, zu buchen. Dabei teilt Uber den Kunden mithilfe automatisierter Entscheidungsprozesse einem Fahrer zu. Nach welchen Kriterien entschieden wird, wem die Fahrt zugeteilt wird, bleibt hierbei jedoch überwiegend intransparent.

Geheime Leistungskontrolle durch Uber?

Einige Fahrer befürchten deshalb, die Driver-App würde eine Vielzahl an persönlichen Daten verarbeiten und diesen Vorgang bewusst undurchschaubar halten. Der App würden hierbei unter anderem Daten bezüglich des Fahrverhaltens und der Aufenthaltsorte zur Verfügung stehen. Die Fahrer berufen sich auf interne Dokumente, die beweisen sollen, dass Uber aufgrund dieser Daten leistungsbezogene Tags erstellt, mit denen sie die Fahrerprofile verknüpfen. Diese Tags wiederrum würden als Kriterium zur Zuordnung der Fahrten herangezogen werden und entscheiden demnach über das Arbeitspensum und Einkommen der Uber-Fahrer. Folge dieses Verfahrens sei eine Leistungskontrolle der Dienstleister, obwohl diese aufgrund ihrer Selbstständigkeit nicht unter der Überwachung des Uber-Konzerns stehen würden.

Ziel der Uber-Fahrer

Stattdessen fordern die Uber-Fahrer vollen Zugang zu ihren Daten, um genau zu erfahren, welche dieser Daten wie verarbeitet und zu welchen Zwecken sie eingesetzt werden. Darüber hinaus erstreben sie die Aufklärung über das algorithmische System der App, um  so durchschauen zu können, wie die Fahrten zugeteilt werden. Dadurch könnten sie sich besser mit den anderen Fahrern vergleichen und folglich auch ihr erwartetes Einkommen besser einschätzen. Ein weiterer Vorteil, den die Datentransparenz mit sich bringen könnte, wäre der Aufbau einer Verhandlungsmacht der Dienstleister in ihrer Gewerkschaft, um so Tarifverhandlungen mit dem Unternehmen anstreben zu können.

Darüber hinaus setzen sich Fahrer mit Migrationshintergrund für die Datentransparenz ein, um dadurch erfahren zu können, ob sie aufgrund ihrer Herkunft schlechter bewertet und dadurch diskriminiert werden. Schließlich würden ihre Dienstleistungen von der App gekündigt werden, wenn ihr Bewertungswert die Grenze von 4,4 von 5 unterschreite. Um dies aufgrund der Diskriminierung zu verhindern, müsse ihnen jedoch der Zugriff auf ihre Daten gewährt werden.

Reaktion von Uber als Verstoß gegen die allgemeine Datenschutzverordnung (GDPR)?

Trotz zahlreicher und detaillierter Anfragen bezüglich des Datenzugriffs, verwehrt Uber diesen vollumfänglich. In wenigen Fällen ermöglichte er einen eingeschränkten Zugriff, der jedoch zur Datentransparenz nicht ausreicht. Die Kläger sehen in diesem Verhalten einen Verstoß gegen die GDPR, da Uber daraus die Pflicht zum vollständigen Datenzugriff erwachsen würde.

DSGVO als Hauptstütze

Deshalb ziehen sie nun mithilfe ihrer Gewerkschaft „App Drivers and Couriers Union“ vor das Bezirksgericht in Amsterdam, wo sich Ubers Europa-Sitz befindet. In ihrer Klage stützen sie sich dabei auf Art. 15 DSGVO, der Betroffenen das Recht einräumt, über die Datenverarbeitung durch die Unternehmen aufgeklärt zu werden. Sie erhoffen sich die Zustimmung des Gerichts und eine von ihm erlassene Anordnung, die Uber zur unverzüglichen Einhaltung der Datenschutzgesetze verpflichten soll. Für jeden Tag, an dem es diese Pflicht verletzt, fordern sie eine Geldstrafe von 10.000 Euro.

Es bleibt spannend, wie das Gericht entscheiden wird und ob dies womöglich auch zu einem ersten Erfolg für die Beschäftigten der Gig Economy führen wird.

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