Überwachung im DB-Navigator

22. Juli 2022
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Die Deutsche Bahn nimmt es mit dem Datenschutz wohl nicht so genau: Der DB-Navigator übermittelt zahlreiche Daten seiner Nutzer an Marketing-Konzerne in den USA - und das auch ganz ohne Zustimmung der Betroffenen. Der IT-Sicherheitsforscher Kuketzs möchte zusammen mit der Bürgerrechtsorganisation Digitalcourage und einem Anwalt, nach einer erfolglosen Unterlassungsaufforderung in einem offenen Brief, nun gegen das Vorgehen klagen.

Derzeit steht die deutsche Bahn von allen Seiten in der Kritik ­– nicht nur überfüllte und verspätete Züge liefern Anlass zur Beschwerde.

Der IT-Sicherheitsforscher Mike Kuketz hat bereits im April ein potentiell rechtswidriges Tracking-Verfahren des DB-Navigator entdeckt. Die App sei voll mit Trackern, die die Reisenden überwachen. Bereits bei der Suche nach einer Verbindung von A nach B merken sie sich etwa Abfahrtstag, Start- und Ziel, Anzahl der Reisenden, und auch ob beispielsweise ein Kind mitfährt. Das Problem dabei ist vor allem die Zusammenarbeit mit dem US-Konzern „Adobe“, der die Analysedaten zum Zwecke des Online-Marketings verarbeitet. Des Weiteren erfolgt wohl direkt nach dem Start der App ein Verbindungsaufbau zu Google Maps. Bei iOS-Geräten wird zusätzlich auch noch die Firma „Optimizely“ kontaktiert – ebenfalls eine auf Marketing spezialisierte Firma mit Sitz in den USA. Selbst wer bei der Abfrage der App die datenschutzfreundlichste Variante „nur erforderliche Cookies zulassen“ wählt, kommt an denen – und an den Cookies von acht weiteren Unternehmen – nicht vorbei. Die App setzt auch bereits einen Cookie, bevor der Nutzer überhaupt in einem Consent-Banner zugestimmt oder abgelehnt hat. Das Banner dann setzt auf sogenannte Dark Patterns, welche die Nutzer gegen ihren Willen zu einer Zustimmung bewegen sollen.

Durch diese Tracker können die Daten mithilfe von Algorithmen ausgewertet und Persönlichkeitsprofile erstellt werden. Datenschutzrechtler sehen hierin nicht nur einen immensen Eingriff in die Privatsphäre, einhergehend mit Verstößen gegen das Telemedienrecht und die Datenschutzgrundverordnung, sondern in der immer weiter fortschreitenden kommerziellen Überwachung auch eine Gefahr für die Demokratie.

Besonders drastisch ist das, weil Bahn fahren zur Grundversorgung gehört. Außerdem haben die Kunden in vielen Punkten überhaupt keine andere Möglichkeit mehr, als den DB-Navigator zu nutzen – die App ersetzt viele der früheren Services.

Die Bürgerrechtsorganisation Digitalcourage schrieb zusammen mit Kuketz und einem Anwalt einen offenen Brief an die Bahn und forderte sie auf, das Tracking zu unterlassen. Diese zeigte sich allerdings laut einer Pressemitteilung der Digitalcourage wenig beeindruckt und will nichts am derzeitigen Vorgehen ändern. Deshalb bereiten die drei jetzt eine Klage vor – um dieser mehr Gewicht zu verleihen, werden noch Spenden und Unterschriften gesammelt.

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